Genitale Chlamydia trachomatis – Infektion

Chlamydien sind Bakterien. Es gibt verschiedene Chlamydienarten und Typen, die verschiedene Krankheiten beim Menschen verursachen.

Chlamydia psittaci verursacht die Ornithose/Psittacose („Papageienkrankheit“),

Chlamydia pneumoniae verursacht eine vom Menschen meist nicht als solche wahrgenommene Bronchitis mit leichter Lungenentzündung.

Chlamydia trachomatis der Serotypen A1 – A3 ist für das Trachom verantwortlich, eine in Afrika häufige Bindehautentzündung des Auges, die zur Blindheit führen kann.

Die Chlamydia trachomatis Serotypen L1 – L3 verursachen das Lymphogranuloma venereum, eine sexuell übertragbare Erkrankung, die in Deutschland eine Rarität ist.

Chlamydia trachomatis der Serotypen D – K ist für die in Deutschland und Mitteleuropa häufigste sexuell übertragbare Erkrankung (STD) verantwortlich, die genitale Chlamydieninfektion.

Chlamydien sind so winzig, dass sie im üblichen Lichtmikroskop nicht gesehen werden können. Sie haben keine typische Zellwand wie andere Bakterien und werden bei sexuellen Kontakten übertragen. Sie kommen als sog. Elementarkörperchen vor, die in Zellen der Schleimhaut und der Schleimdrüsen im Genitaltrakt von Mann und Frau eindringen und sich dort zu Einschlusskörperchen verwandeln. In dieser Form sind sie in einer Art Winterschlaf und können von Antibiotika schwer bekämpft werden. Aus ihnen schlüpfen wieder Elementarkörperchen, die weitere Zellen infizieren. Deshalb ist selbst bei leichten Infektionszeichen gegen Chlamydien eine mindestens 7 – 10tägige Behandlung mit geeigneten Antibiotika nötig, evtl, auch eine Wiederholung nach z.B. 4 Wochen. Immer müssen alle Sexualpartner parallel mitbehandelt werden. Eine Meldepflicht besteht nicht.

Bei Nachweis einer Chlamydieninfektion muss auch auf das gleichzeitige Vorkommen einer Gonorrhoe und ggf. auf weitere sexuell übertragbare Infektionen geachtet werden.

Chlamydien verursachen Entzündungen der Schleimhäute und Drüsen der Harnröhre (Urethritis) von Frau und Mann, des Gebärmutterhalses (Zervizitis), der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis) und der Eileiterschleimhaut (Salpingitis) mit möglichen weiteren Komplikationen (Entzündung des Bauchfells (Peritonitis)), der Leberkapsel (Perihepatitis) und folgender Eileiterschwangerschaft oder Unfruchtbarkeit durch Verschluss des Eileiters. Bei Männern verursachen sie eine Entzündung der Nebenhoden (Epididymitis), bei Neugeborenen der Bindehaut des Auges (Konjunktivitis) etwa 6 – 10 Tage, nachdem diese durch den infizierten Geburtskanal der Mutter geboren wurden, oder eine Lungenentzündung (Pneumonie) nach etwa 6 – 10 Lebenswochen, und sie sind bei Erwachsenen für Spätfolgen der Infektion verantwortlich, die sich in Konjunktivitis, Urethritis und Arthritis (Gelenkentzündung) äussern und als Morbus Reiter bekannt sind.

Die Symptome einer genitalen Chlamydieninfektion (veränderter , gelblicher Ausfluss, Brennen beim Wasserlassen, Unterleibschmerzen) werden von Frauen in etwa 80 % und von Männern in vermutlich 30 – 50 % der Fälle nicht bemerkt und werden oft auch vom Arzt übersehen, wenn er nicht speziell geschult ist oder mit geeigneten Methoden danach sucht. Heute ist die verlässlichste Methode der Diagnostik die Polymerasekettenreaktion (PCR). Dabei müssen infizierte Zellen des betroffenen Organs im Labor auf Nachweis der genetischen Substanz von Chlamydien getestet werden.

Aus freiwilligen Tests bei Hunderten von berliner Schulmädchen (2005) sowie aus Daten grosser Labors in Deutschland (2015), weiss man, dass etwa 5 % der Frauen zwischen 15 und 24 Jahren infiziert sind, aber etwa 20% (!) der gleichaltrigen getesteten Männer, wenn diese einen Harnweginfekt hatten.
Schwangere im Alter von 15-19 Jahren sind in 9,7 %, im Alter von 25-29 Jahren nur noch in 1,9 % mit Chlamydien genital infiziert. Die Häufigkeit der Infektion ist mit der Anzahl von Sexualpartnern korreliert. Da eine genitale Chlamydieninfektion auch signifikant während der Schwangerschaft das Risiko für eine Frühgeburt erhöht, ist bereits seit 1994 bei Beginn einer Schwangerschaft im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge ein Chlamydientest vorgeschrieben. Da allerdings heute die erste Schwangerschaft statistisch erst bei etwa 30 Jährigen auftritt, werden so die meisten Chlamydieninfektionen nicht erfasst. Deshalb wurde vom Gesetzgeber im Jahr 2009 ein Chlamydienscreening (gezieltes Suchen) bei allen Frauen eingeführt, die Beratungen zur Familienplanung (Verschreibung der Pille, Schwangerschaftsabbruch usw.) bis zum Alter von 25 Jahren in Anspruch nehmen. So soll die grosse Risikogruppe der jungen Frauen vor einer gewünschten Schwangerschaft erfasst und behandelt werden.

Das Sreeningprogramm ist wegen methodischer Schwächen bei infektiologischen Experten und mangelhafter Honorierung bei Kassenärzten umstritten. Darüberhinaus wurde in ausländischen Studien und Kommentaren gezeigt, dass der Nachweis und die Behandlung einer durch Screening entdeckten genitalen Chlamydieninfektion nicht statistisch die Anzahl von Infektionen der Eileiter reduziert, weil z. B. die junge Frau nach Therapie bei Partnerwechsel neu infiziert werden kann. Besser wäre eine regelmässige Testung in gewissen Abständen, bzw. nach jedem Partnerwechsel und die Einbeziehung auch des Mannes.

Das scheitert bisher an den Kosten. Andererseits dürfte nach eigener Auffassung im Sinne von Freiheit und Verantwortung auch darüber nachgedacht werden, ob nicht ein Selbstkostenanteil bei der vorsorglichen Diagnostik zumutbar wäre!