Oben im Bild zu sehen: Feigwarzen (Kondylome) von ca. 1-10 mm Grösse
Es gibt über 120 bekannte HPV. Sie besiedeln individuell verschiedene Hauttypen, werden in Viren mit niedrigem Gesundheitsrisiko für den Menschen (low risk) und solche mit hohem (high risk) eingeteilt und sind mit Nummern bezeichnet (HPV 1, 2, 3 usw.).
HPV – Infektionen gehören zu den sexuell übertragbaren Infektionen/ST. Verschiedene ST können sich gegenseitig fördern, so dass bei Nachweis der einen auch ggf. nach anderen ST geforscht werden sollte.
HPV low risk verursachen harmlose, wenn auch unästhetische Warzen, HPV high risk fördern zusammen mit genetischen und Umweltfaktoren bestimmte Krebsarten.
Zu den low risk – HPV zählen HPV 6 und 11, die Feigwarzen/Kondylome ( ein Condyloma acuminatum, viele Condylomata acuminata) am Scheideneingang, den Schamlippen oder an Eichel und Vorhaut verursachen. Trotz jeder momentan verfügbaren Behandlung ist das Risiko, dass solche Feigwarzen in kurzer Zeit wieder auftreten, sehr gross. Man kann dieses Risiko mit Kondomen und einigen Medikamenten reduzieren, bei Männern wird es durch die Beschneidung der Vorhaut (Zirkumzision) für sie selbst und ihre Sexualpartnerin reduziert.
Zu den high risk – HPV zählen HPV 16, 18, 31, 45 und andere. Sie sind im Genitalbereich für das Entstehen verschiedener Krebsarten von Frau und Mann verantwortlich: im Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom oder Kollumkarzinom) werden in über 99 % der Fälle HPV high risk gefunden, davon in Mitteleuropa zu etwa 70 % HPV 16. Doch auch der Krebs der Schamlippen (Vulvakarzinom), das Peniskarzinom und bei beiden Geschlechtern das Analkarzinom können (in geringerer Frequenz als das Zervixkarzinom) von high risk – HPV verursacht werden. Der wichtigste zusätzliche Risikofaktor, den die Frau selbst beeinflussen kann, ist das Rauchen!
Mit HPV infiziert zu sein, ist kein Makel und meist unvermeidbar. Etwa 20 – 50 – 90 % aller sexuell aktiven Menschen erwerben eine unbemerkte HPV – Infektion. Längst nicht jede mit high risk – HPV infizierte Frau bekommt aber ein Zervixkarzinom! Denn in über 90 % der Fälle verschwinden die Viren von selbst wieder innerhalb eines Jahres, insbesondere, wenn die Abwehr der Frau normal und z. B. durch starkes Rauchen oder andere Infektionen (besonders z. B. durch HIV) nicht geschwächt ist. Bei den restlichen 10 % der Frauen muss HPV zunächst 7 – 10 – 15 Jahre am Genitale verbleiben, um nachweisbare Zellveränderungen herbeizuführen. Diese können z. B. durch richtig und regelmässig durchgeführte Vorsorgeuntersuchungen beim Gynäkologen („Krebsabstrich“ nach Papanicolaou und HPV-Test) erkannt werden. Das Zervixkarzinom durchläuft nämlich Vorstufen, die mit kleinen Gewebeproben unter Lupenbetrachtung des Muttermundes (Kolposkopie) bei auffälligem Zellabstrich diagnostiziert werden können. Wenn ein „Carcinoma in situ“ ( das ist kein Krebs, sondern seine Vorstufe, die unbehandelt in bis zu einem Drittel der Fälle nach Jahren verschwinden oder in den anderen Fällen zum echten Krebs werden kann) nachgewiesen worden ist, kann die Frau durch Entfernung des veränderten Gewebe mit einer elektrischen Schlinge oder durch eine Konisation, bei der ein kegelförmiges Gewebestück mit der Veränderung aus dem Muttermund entfernt wird, oder durch Entfernung der ganzen Gebärmutter (Hysterektomie) leicht geheilt werden.
Die Entstehung des Zervixkarzinoms durch eine ST bzw. genitale HPV – Infektion wurde von Prof. Harald zur Hausen im Krebsforschungszentrum Heidelberg entdeckt. Er entwickelte darauf mit seinem Team einen Impfstoff gegen diese Viren, der seit 2006 weltweit angewendet wird. Zur Hausen erhielt dafür 2008 den Nobelpreis.
Es gibt Impfstoffe, einen gegen die neun HPV-Typen 6, 11, 16, 18, 31, 33, 45, 52, 58 (Gardasil), sowie einen Impfstoff gegen HPV 16 und 18 (Cervarix), die beide Feigwarzen und Krebs verhindern. Sie werden weltweit erfolgreich benutzt. Besonders wirksam sind die Impfstoffe, wenn Mädchen vor Aufnahme des ersten Geschlechtsverkehrs geimpft werden, z. B. schon mit 9-12, spätestens aber mit 15 Jahren. Doch weiss man inzwischen, dass auch ältere Frauen noch von einer Impfung profitieren können.
In Australien werden im Rahmen allgemeiner Schul- Impfprogramme alle Mädchen, aber auch Jungen, geimpft. Dort haben Feigwarzen und Zervixkarzinome stark abgenommen.
Deutschland ist eins der wenigen Länder in Mitteleuropa, wo mindestens zwei Drittel der Mädchen wegen verschiedenster unbegründeter Vorbehalte, Ängste, Fehlinformationen usw. bisher nicht geimpft wurden. Ein signifikanter Rückgang der Fälle von Zervixkarzinomen kann aber erst erreicht werden, wenn fast alle Mädchen (besser auch Jungen) geimpft worden sind und ein angemessener Zeitraum von Jahren vergangen ist (der Zeit, die ein Zervixkarzinom von der ersten Zellveränderung bis zum augenscheinlichen Krebs brauchen würde).
Deshalb muss weiterhin empfohlen werden, jährliche Vorsorgeuntersuchungen wie bisher wahrzunehmen. Es ist in Erprobung, ob der fehlende Nachweis von high risk – HPV am Gebärmutterhalsgewebe es erlaubt, längere Abstände zuzulassen.