Es gibt über 261 verschiedene Laktobazillusarten, von denen mehrere Arten in der Vagina der Frau physiologischerweise vorkommen können. Ihre Bedeutung für die Gesundheit der Scheide wurde um 1890 vom damals leipziger Gynäkologen Albert Döderlein entdeckt, der dadurch weltberühmt wurde („Döderlein – Bakterien“).

Laktobazillen gibt es auch im Darm des Menschen. Neugeborene werden schon bei der vaginalen Geburt damit besiedelt und bauen ihre gesunde Körperflora damit und über weitere Laktobazillen aus der Muttermilch auf.

Früher glaubte man, dass die vorherrschende Art in der Scheide Lactobacillus (L.) acidophilus sei. Seit etwa 2000 weiss man aber, dass 4 Arten vorherrschend sind, nämlich L. crispatus, L. gasseri, L. iners und L. jensenii. Es gibt aber auch Frauen, die keine Laktobazillen in der Scheide, aber trotzdem eine gesunde Flora haben. Seit etwa 2011 weiss man, dass weisse, schwarze, hispanische oder asiatische Frauen signifikant unterschiedlich von einem der vier genannten Arten oder auch gar keinen solcher Laktobazillen vaginal dominiert werden und so einen jeweils ethnisch typischen, unterschiedlich hohen pH – Wert (Säuregrad) aufweisen. Weisse Frauen haben demnach in bis zu 10%, hispanische oder schwarze Frauen in über 30% der Fälle gar keine Laktobazillen in der Scheide.

Laktobazillen benötigen für ihren Stoffwechsel das unter dem Einfluss der Eierstockhormone im Scheidenepithel gebildete Glykogen. Bei dessen Aufspaltung zu Glukose und Maltose wird von ihnen Laktat (Milchsäure) gebildet, was zu einem sauren pH – Wert von 3,8 – 4,4 nach bisherigem Kenntnisstand führte, aufgrund der neuen Erkenntnisse zur genetischen Beeinflussung der Vaginalflora aber wohl modifiziert werden muss. Ausserdem wird H2O2 gebildet. Dadurch und mit der Bildung von weiteren Bakterienhemmstoffen sorgen Laktobazillen dafür, dass alle anderen Bakterien der Haut- und Darmflora, die immer auch in der Scheide vorkommen, aber ein pH – Optimum um oder über 5 brauchen, in Schach gehalten werden, d. h. nur in geringen Mengen dort vorkommen. So soll verhindert werden, dass diese durch Vermehrung zu einem Gesundheitsrisiko werden. Auch Spermien könnten sonst z. B. bei ihrem Weg zum Eileiter Krankheiterreger transportieren. Eine Eileiterentzündung (Salpingitis, Adnexitis, pelvic inflammatory disease/PID) wäre die Folge.

Wenn Laktobazillen der Scheide ihre Eigenschaft, H2O2 zu bilden, verlieren bzw. zu wenige davon in der Scheide sind, entwickelt sich die bakterielle Vaginose (BV) mit einem erhöhten pH – Wert. Warum das geschieht, ist noch unklar.

Fehlende oder mangelhaft funktionierende Laktobazillen der Scheide führen zu erhöhter Infektanfälligkeit im Genitaltrakt und erhöhen die Gefahr einer Frühgeburt, falls solch eine Frau schwanger ist.