Einleitung
Vulvodynie und ihre lokalisierte Form, die Vestibulodynie, sind klar definiert (?Tab. 1) und aufgrund amerikanischer Umfragen mit geschätzt 5–10 % Häufigkeit in einem Frauenleben keine seltene Erkrankung [2]. Primäre Formen treten seit mindestens der Menarche und sekundäre Formen irgendwann nach anfangs normalemErleben auf. Frühere Bezeichnungen waren z. B. »Burning Vulva Syndrome« oder »Vulväres Vestibulitis-Syndrom«. Eine ausführliche deutsche Darstellung der Literatur ist bei Mendling [3, 4] zu finden. Die häufigste Form der Vulvodynie ist nach eigenen Erfahrungen mit inzwischen über 600 Fällen zu etwa 80–90 % bei unter 30-jährigen Frauen die sekundäre, provozierte Vestibulodynie und zu ca. 30 % bei über 40- bis 50-jährigen Frauen die nicht provozierte Vulvodynie und Vestibulodynie (?Abb. 1, ?Tab. 1).
Fast immer haben die betroffenen Frauen eine jahrelange Leidensgeschichte mit Aufsuchen mehrerer Gynäkologen, Dermatologen oder Urologen hinter sich (im eigenen Kollektiv im Mittel 4–6 Jahre!), wurden in Dysplasiesprechstunden mit Essigsäuretests gequält (die dann stundenlang stark brennen), bekamen in Leitlinien zur Fluordiagnostik nicht empfohlene bakteriologische Abstriche antibiotisch behandelt [5] oder wegen vermeintlicher Pilzinfektionen Antimykotika.
Dann ist immer typisch, dass diese Therapieversuche entweder verstärktes Brennen nach der Applikation (z. B. Antimykotika) oder zumindest keine Besserung (orale oder vaginale Antibiotika) herbeiführten. Bei PubMed ergibt die Eingabe des Stichwortes »Vulvodynia« zurzeit etwa 650 ausländische Publikationen, mehr als die Hälfte davon sind erst aus den letzten 5 Jahren. In der deutschsprachigen gynäkologischen Fachliteratur sind dem Autor nur drei eigene Publikationen seit 2006 und zwei weitere kurze Artikel anderer Autoren bekannt, während nach Eingabe von »Vulvodynie« im Internet über 270.000 Aufrufe erscheinen. Psychosomatisch geschulte Frauenärzte oder Sexualtherapeuten befassen sich auch in Deutschland in letzter Zeit vermehrt mit chronischen Schmerzen der Vulva [6]. Mittlerweile wurde im Jahr 2017, ausgehend vom Verein Lichen Sclerosus in Basel, ein Verein Vulvodynie von betroffenen Frauen gegründet, die sich von der Basis aus um Information und Hilfe bemühen [7].